Monthly House View | April 2025
Hintergrund
Wir leben in aussergewöhnlichen Zeiten. Die von Präsident Trump am 2.April angekündigten umfassenden Zölle haben der Weltwirtschaft einen enormen Schock versetzt und stellen das bestehende internationale Handelssystem infrage. Am 9.April folgte zwar eine erstaunliche Kehrtwende, aber die Unsicherheit dürfte anhalten. Das Geschäftsklima sowie das Verbraucher- und Anlegervertrauen haben sich eingetrübt, und in den USA und andernorts ist das Rezessionsrisiko gestiegen. Dies dürfte sich negativ auf Risikoanlagen und insbesondere auf US-Aktien auswirken. Aus historischer Sicht ist im Falle einer US-Rezession keine „Entkopplung“ zu erwarten, sodass auch andere Regionen in Mitleidenschaft gezogen werden dürften.
Die Zollankündigungen verkomplizieren die ohnehin schon komplexe politische Situation in den USA, zumal der kurzfristige Ausblick bereits unter dem Stellenabbau durch das neue Department of Government Efficiency (DOGE) und der strengeren Einwanderungspolitik leidet. Die Deregulierung und Steuersenkungen könnten sich mit der Zeit positiv niederschlagen. Aktuell erhöht die Politik der USRegierung allerdings die globale politische Unsicherheit. Unter Umständen müssen die Zentralbanken in die Bresche springen und die Zinsen unter das neutrale Niveau senken – bei dem die Geldpolitik weder expansiv noch restriktiv wirkt.
Tektonische Verschiebung
Die Zölle verstärken die sich abzeichnende tektonische Verschiebung in der Weltwirtschaft. Die Nachkriegsordnung, in der die USA im Gegenzug für ausländisches Kapital wirtschaftliche Stabilität, Sicherheitsgarantien und überdurchschnittliche Erträge boten, gerät ins Wanken, weil die US-Politik das Vertrauen in die grösste Volkswirtschaft der Welt untergräbt. Angesichts des hohen Volumens der von ausländischen Anlegern gehaltenen US-Assets stellt die Rückholung von Kapital aus den USA ein wachsendes Risiko dar. Gleichzeitig könnte Deutschlands neue Bereitschaft zu höheren Staatsausgaben zu einem „Gamechanger“Moment werden, der ganz Europa erfasst, wo Wachstum bei der Kreditvergabe und eine Lockerung der Geldpolitik ein breiteres strukturelles Revival unterstützen. In China sorgen Innovationen für Umwälzungen am Markt. Chinesische Technologietitel können nun offenbar besser mit ihren US-Pendants mithalten. Allerdings sind chinesische Unternehmen mit besonders hohen US-Zöllen konfrontiert.
Auswirkungen für Anleger
In turbulenten Zeiten gilt es, das grosse Bild im Auge zu behalten und Ruhe zu bewahren. Unsere Kernpositionierung spielt eine wichtige Rolle für die Portfolioresilienz und ist so gestaltet, dass Opportunitäten, die sich aus unserem Basisszenario ergeben, wahrgenommen werden können. Unsere Überzeugungen in Bezug auf spezifische Märkte und Segmente dürften es Anlegern ermöglichen, Mehrwert zu generieren. Darüber hinaus sollten sich die Anleger einen gewissen Handlungsspielraum bewahren, um flexibel auf Überraschungen reagieren zu können.
3 Fakten und Annahmen
1. Maximale Unsicherheit
- Auf die umfangreichen Zollankündigungenvom 2. April folgte am 9. April eine Kehrtwende
- Dies versetzte den Märkten einen enormen Schock,und die Gefahr von Vergeltungsmassnahmen stieg, wobei China Gegenzölle verhängte
- Die Verbraucherstimmung und das Geschäftsklima werden sich weiter eintrüben, und in den USA und andernorts steigt das Risiko einer Rezession
- Dies dürfte sich negativ auf Risikoanlagenund insbesondere US-Aktien auswirken
2. Tektonische Verschiebung
- Die Zollankündigungen verstärken die sich abzeichnende tektonische Verschiebungin der Weltwirtschaft
- Die Nachkriegsordnung könnte ins Wanken geraten, da die US-Politik das Vertrauen in die grösste Volkswirtschaft der Welt untergräbt
- Die Rückholung von Kapital aus den USA stellt ein zunehmendes Risiko dar
- Dies wäre abträglich für den USD gegenüber anderen Währungen
3. Europa und China im Aufwind
- Ein potenzieller „Gamechanger“Moment in Deutschlandkönnte indes die Tür für nachhaltig höhere Staatsausgaben öffnen
- Europa verzeichnet eine strukturelle Erholung, beflügelt durch die vermehrte Bereitstellung von Finanzmitteln, das Kreditwachstum und die geldpolitische Lockerung
- In China haben Innovationen bei der künstlichen Intelligenz (KI) und Elektromobilität die Märkte so disruptiv verändert, dass chinesische Technologieaktien im Vergleich zu ihren US-Pendants nun wettbewerbsfähiger erscheinen
- Chinesische Unternehmen sind allerdings mit besonders hohen US-Zöllen konfrontiert