Wie ein Land von Investitionen in Bildung profitiert

Monica Oudang - Wie ein Land von Investitionen in Bildung profitiert

Im Zuge ihrer Arbeit als Vorsitzende der GoTo Impact Foundation und als Unternehmerin investiert die frühere Personalführungskraft in Talente und unterstützt Indonesien dabei, die Arbeitskräfte im Land fit für das 21. Jahrhundert zu machen.
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Indonesien ist gemessen an der Bevölkerung das viertgrösste Land der Erde. Beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) hingegen landet es nur auf Rang 16. Joko Widodo, der seit fast zehn Jahren Präsident des Inselstaats ist, will dies ändern. 2017 erarbeitete seine Regierung einen Fahrplan, mit dem das Land bis 2045 andere Länder hinter sich lassen und die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt werden kann – rechtzeitig zum 100. Unabhängigkeitstag. Der Plan sieht ausserdem vor, das Pro-Kopf-BIP auf 25 000 US-Dollar und damit mehr als das Fünffache des aktuellen Wertes zu steigern.

Ein derart rasches Wachstum setzt in allen Bereichen erhebliche Investitionen voraus, nicht zuletzt beim Humankapital. Es geht also um die Ausbildung der Arbeitskräfte, die im internationalen Vergleich betrachtet jung sind. Etliche Millionen Indonesier müssen aus- und weitergebildet und teilweise auch umgeschult werden, um den Anforderungen einer digitalen Volkswirtschaft im 21. Jahrhundert gerecht zu werden. Dieser enormen Herausforderung stellt sich Monica Oudang seit Beginn ihrer Karriere.

Ihre erste Firma, eine Personalberatung namens Staff Search (heute: People of Manuka), gründete sie 2018. Ziel des Unternehmens war es, die noch junge Start-up-Szene in Indonesien mit Beratung zu unterstützen, unter anderem zu den Themen Personalarbeit und HR-Strategie. Als Leiterin von Staff Search traf Monica Oudang zum ersten Mal auf den Unternehmer Nadiem Makarim, der damals mit Gojek sein erstes kleines Tech-Start-up für On-Demand-Transportlösungen aufbaute. „Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, sind wir doch beide davon überzeugt, dass Technologie ein Land nach vorne bringen kann, insbesondere ein Entwicklungsland wie Indonesien“, so Monica Oudang. „Ausserdem sehen wir beide den Menschen als treibende Kraft bei einer solchen Entwicklung.“ Wenige Treffen später wechselte sie als Personalchefin zu Gojek. Motivation war für sie die Möglichkeit, „etwas zu bewirken und das Leben von Millionen Menschen zu transformieren“.

Gojek wurde zum ersten „Decacorn“ Indonesiens, also einem privaten Start-up mit einem Wert von über 10 Milliarden US-Dollar. 2021 schloss sich das Unternehmen mit dem Marktplatz Tokopedia – Indonesiens zweitem grossen Start-up – zum grössten Technologiekonzern des Landes zusammen: die GoTo Group. Zwei Jahre vor dem Merger trat Makarim von seinem Posten zurück und wechselte in die Politik. Heute ist er Indonesiens Minister für Bildung, Kultur, Forschung und Technologie.

Während Monica Oudangs Zeit bei Gojek von 2015 bis 2021 ist das Unternehmen rasant gewachsen und hat mit neuen Technologien zahlreiche Branchen grundlegend verändert. Als Personalchefin hat sie „eine von Innovationsgeist geprägte Kultur“ gefördert, „die Macht gemeinsamer Problemlösung“ hautnah erlebt und gesehen, wie damit der Wandel beschleunigt werden kann. Und sie hat die zentrale Bedeutung hervorragend ausgebildeter Arbeitskräfte erkannt.

Dennoch war es die Pandemie, die letzten Endes alles veränderte. „Wir hatten Millionen von Partnern auf unseren Plattformen, und ein Grossteil davon war von einem täglichen Einkommen abhängig“, sagt sie. Damit meint sie beispielsweise Rollerfahrer, die über den Fahrdienst von Gojek Aufträge erhielten. „Während der Pandemie galten überall Abstandsregeln, die es praktisch unmöglich machten, das Haus zu verlassen. So fiel von jetzt auf gleich die Einkommensgrundlage weg.“

Das Unternehmen reagierte dank des beherzten Vorgehens von Monica Ouadang schnell. Binnen drei Tagen gründete sie eine gemeinnützige Stiftung, die damals YABB hiess („Yayasan Anak Bangsa Bisa“, was so viel bedeutet wie „Stiftung für fähige Kinder der Nation“). Nach zwei Wochen hatte das Team mehr als 10 Millionen US-Dollar beschafft und nahm seine Arbeit auf. „Wir wollten Unternehmergeist mit Philanthropie kombinieren", so Monica. „Uns ging es darum, unser Wissen, wie man ein Unternehmen in kurzer Zeit zu einer gewissen Grösse bringt, auf die Philanthropie zu übertragen und zu sehen, wie komplexe Probleme schneller angegangen werden können.“ Die Stiftung hat Millionen von Mahlzeiten und Hunderttausende Bedarfsgüter ausgegeben, ohne gegen die Abstandsregeln zu verstossen. „Uns wurde auch klar, dass eines der grössten Probleme im Zuge der Coronapandemie der Mangel an Sauerstoff zur medizinischen Versorgung war“, fügt sie hinzu. „Deshalb haben wir 2021 in 30 von 38 indonesischen Provinzen kleine Sauerstoffproduktionsanlagen installiert.“

Wir wollten Unternehmergeist mit Philanthropie kombinieren.

Seit Gründung ist sie die Vorsitzende von YABB. Sie hat diese Rolle auch behalten, als sie als Personalchefin von Gojek zurücktrat. Die Stiftung heisst mittlerweile The GoTo Impact Foundation und widmet sich seit Ende der Pandemie verschiedenen Herausforderungen, mit denen sich Indonesien konfrontiert sieht: von Umweltzerstörung und Klimakrise bis hin zur digitalen Ungleichheit und Talententwicklung.

Das Modell der Stiftung ist einzigartig. Im Mittelpunkt steht der Aufbau sogenannter Innovation Ecosystems, die Probleme im ganzen Land mit einem gemeinsamen „Co-Creation“-Ansatz angehen und auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit achten, stets in dem Wissen, dass ein pauschaler Ansatz in einem Land mit mehr als 17 000 Inseln und 700 Sprachen nur selten funktioniert. Jedes Konsortium arbeitet eng mit lokalen Gemeinschaften und Experten zusammen, um Probleme holistisch und nachhaltig zu lösen. Wirtschaftliche Erfolge sollen dabei allen – auch den Menschen vor Ort – zugutekommen, denn eine Massnahme ist in den Augen von Monica Oudang nur dann nachhaltig, wenn alle eingebunden werden und profitieren. „Hauptanliegen der Stiftung ist es, den Menschen das nötige Rüstzeug zu geben, um Probleme selbst zu lösen“, so Monica. Dabei beschreibt sie „Co-Creation“ als „Prozess, den die Community vor Ort selbst steuern und verantworten kann“.

Indonesien hat grosse Ambitionen. Der Mensch ist die treibende Kraft im Transformationsprozess.

Die GoTo Impact Foundation hat drei Säulen, in denen die Aktivitäten und Initiativen gebündelt werden: Im Catalyst Changemakers Ecosystem sollen Gründer im Bereich Klimatechnologie dabei unterstützt werden, das Müllproblem Indonesiens zu lösen, den Zugang zu Trinkwasser zu verbessern und Gemeinschaften zu schaffen, die dem Klimawandel standhalten können. Die Forschungsarbeit der Stiftung wird im GoTo Impact Lab zusammengefasst. Hier wird untersucht, wie man Ökosysteme am besten aufbaut, stärkt und weiterentwickelt. Die Aus- und Weiterbildungsinitiative Future Ready Talent schliesslich konzipiert Programme für die Umschulung und Fortbildung von Personen und Communitys und verfolgt das Ziel, Ungleichheit und Arbeitslosigkeit zu reduzieren und den Arbeitsmarkt Indonesiens zu modernisieren.

Einen Grossteil ihrer Karriere hat Monica Oudang in die Bewältigung dieser letzten Herausforderung investiert. So war sie im Januar 2022 Mitgründerin von Atma, das sich selbst als soziale Community-orientierte Jobbörse sieht und – anders als bestehende Karriere- und Jobportale – speziell die Probleme indonesischer Arbeitskräfte mit niedrigem und mittlerem Einkommen adressiert. Für Monica und ihre Mitgründer war dies ein wichtiges fehlendes Teil im Puzzle des indonesischen Arbeitsmarktes. „Indonesien hat grosse Ambitionen“, sagt sie. „Der Mensch ist die treibende Kraft im Transformationsprozess.“

Es wäre nicht verwunderlich, wenn Monica Mühe hätte, genug Zeit und Energie für beide Projekte – Alma und die GoTo Impact Foundation – aufzubringen. Doch für sie gehen ihr unternehmerisches Wirken und die altruistische Arbeit der Stiftung Hand in Hand. „Wenn man für eine bestimmte Aufgabe brennt, sieht man überall Zusammenhänge“, erklärt sie. „Die Stiftung geht das Problem von der einen Seite an, das Unternehmen von der anderen. Ganz gleich, in welcher Funktion ich agiere – für mich geht es immer nur darum, Lösungen für dieses eine Problem zu finden.“

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