Grundsätze für Klimainvestments

Grundsätze für Klimainvestments

Der Klimawandel stellt für Pictet nicht nur eine drängende Herausforderung, sondern auch eine Chance dar, an einer nachhaltigeren Wirtschaft mitzuwirken. Unserer Ansicht nach wird der Klimawandel in den kommenden Jahren einen spürbaren Einfluss auf die Vermögenspreise und die Anlagerenditen haben. Als globale Vermögensverwalter sind wir auch der Ansicht, dass Anlageentscheidungen, die wir und unsere Mitbewerber heute treffen, einen wesentlichen Einfluss darauf haben, wie sich der Klimawandel und dessen Folgen letztendlich auswirken werden.

Das Foto wurde im Botanischen Garten von Genf aufgenommen. Der 1817 angelegte Garten wurde von Augustin-Pyramus de Candolle gegründet, einem renommierten Botaniker und Verwandten der Familie Pictet, Mitbegründer des Schweizer Bankinstituts.

Auswirkungen des Klimawandels auf Investments

  • A. Wirtschaftliche Auswirkungen

    Der Klimawandel ist ein externer Effekt, der nicht nur aktuell, sondern sicher auch in den kommenden 50 Jahren zunehmend über Steuern, Vorschriften, Innovationen und Verhaltensanpassungen internalisiert wird.

    • Die CO2-Bepreisung mittels marktbasierter Mechanismen wie CO2-Steuern und Emissionshandel verbessert die Markteffizienz und treibt so den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft voran.
    • Solange es keinen angemessenen CO2-Preis gibt, müssen Anleger die physischen Risiken des Klimawandels und die mit der Dekarbonisierung verbundenen Übergangsrisiken sowie die Auswirkungen auf die Anlagerenditen im Blick behalten.
    • Sollen die Auswirkungen des Klimawandels eingedämmt werden, ist eine deutliche Intensivierung von zukunftsgerichteten Investitionen sowohl der öffentlichen Hand als auch der Privatwirtschaft erforderlich.
    • Neue politische Rahmenbedingungen sind wichtig, um Märkte und Unternehmen beim Übergang zu Klimaneutralität zu unterstützen.
  • B. Relative Kosten

    Die Bemühungen zur Eindämmung der Klimafolgen sind mit hohen Vorlaufkosten verbunden, die jedoch weitaus geringer sind als die Kosten, die drohen, wenn nichts gegen den Klimawandel unternommen wird.

    Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels sind sehr komplex und mit Unsicherheit behaftet. Deshalb müssen Anleger ihre Entscheidungen mithilfe von Szenarioplanung treffen und ihre klimabezogenen Annahmen regelmässig überprüfen, um der statischen Behandlung eines dynamischen Themas entgegenzuwirken.

  • C. Strategische Asset-Allokation

    Die Auswirkungen des Klimawandels sind ein eigenständiges Risiko, das es bei der Bewertung sämtlicher investierbarer Vermögenswerte zu berücksichtigen gilt. Die daraus resultierende marktweite Risikoprämie ist für alle Anlageklassen, Sektoren und Unternehmen in unterschiedlichem Masse relevant.

    • Bis ein Punkt erreicht wird, an dem sich die Risikoprämie an einem stabilen Zustand festmachen lässt, wird es noch viele Jahre dauern. Entscheidend für die Identifizierung von Anlagen mit überdurchschnittlichem Ertragspotenzial ist es zu erkennen, wo die Investments in diesem Kontinuum angesiedelt sind. Auf kürzere Sicht ist denkbar, dass grüne Vermögenswerte über-, klimaschädliche Vermögenswerte hingegen unterbewertet werden.
    • Heutzutage werden physische Risiken in Unternehmen erheblich unterschätzt und unterbewertet. Physische und Übergangsrisiken können auch Haftungsrisiken zur Folge haben.
    • Kein Wirtschaftssystem wird sich den Auswirkungen eines massiven Klimawandels entziehen können, deshalb lässt sich dieses Risiko nicht einfach diversifizieren oder absichern.
  • D. Staatsanleihen

    Inwieweit sich der Klimawandel auf die Bewertung von Staatsanleihen auswirkt, hängt stark vom Land und von der Region ab. Schwellenländer sind Klimarisiken stärker ausgesetzt als Industrieländer.

    • In die Bonitätsbewertung staatlicher Emittenten sollte die Anfälligkeit eines Landes für die physischen Auswirkungen des Klimawandels ebenso einfliessen wie seine Fähigkeit, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen.
    • Strukturen, bei denen der Erlös für einen bestimmten Zweck genutzt wird (Anleihen mit Label), bieten höhere Transparenz für Anleger und stellen für staatliche Emittenten eine attraktive Möglichkeit dar, auf bestimmte Nachhaltigkeitsziele ausgerichtete Anleihen zu begeben – eine Win-win-Entwicklung für alle Beteiligten, allen voran Schwellenländer.
    • Auf kurze Sicht scheinen Industrieländer anfälliger für Übergangsrisiken als für physische Risiken zu sein. Diese Risiken können identifiziert werden, indem die Etappen- und langfristigen Klimaziele der einzelnen Volkswirtschaften, Art und Umfang der Klimapläne und deren Umsetzung in nationales Recht untersucht werden.
    • Klare Bekenntnisse von Staaten zu erhalten ist noch schwieriger als von Unternehmen, denn der Übergang verlangt harte politische Entscheidungen in Bezug auf die Kostenverteilung.
  • E. Unternehmen

    Die Dekarbonisierungsbemühungen eines Unternehmens sowie die Qualität seiner klimabezogenen Governance und seiner CO2-Berichterstattung werden sich zunehmend auf die Bestimmung der Eigen- und Fremdkapitalkosten durch die Verteilung von Risiken und die erwartete Rendite auswirken. Daher müssen Anleihen- und Aktienanleger bei der Ermittlung der mit einer Anlage in ein bestimmtes Unternehmen verbundenen Chancen und Risiken künftig nichtfinanziellen Faktoren deutlich mehr Aufmerksamkeit schenken.

    • Der Klimawandel wirkt sich je nach Branche unterschiedlich auf die Bewertung von Aktien und Unternehmensanleihen aus.
    • Unternehmen sind physischen und Übergangsrisiken auf unterschiedliche Weise ausgesetzt, was sich in den Risikoaufschlägen, dem Umsatzwachstum, dem freien Cashflow und den Margen niederschlägt.
    • Um jene Unternehmen herauszufiltern, die bei der Dekarbonisierung voraussichtlich am schnellsten vorankommen, müssen sich Anleger intensiv mit der Corporate Governance, der Strategie und den Investitionsplänen der einzelnen Unternehmen auseinandersetzen.
  • F. Privatmärkte

    Privatmarktanlagen sind den Folgen des Klimawandels stärker ausgesetzt, da sie deutlich weniger liquide sind und längere Anlagehorizonte erfordern als die meisten anderen Anlageklassen.

    • Bei längerfristigen Investments ist es besonders wichtig, Chancen und Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel angemessen zu bewerten.
    • Privatmarktanlagen (Private Assets) unterliegen einer weniger strengen umweltbezogenen Prüfung als börsennotierte Anlagen, und selbst innerhalb der Private-Assets-Kategorie gibt es diesbezüglich erhebliche Unterschiede. Doch auch vor dem Privatmarkt werden die schärferen Klimavorschriften nicht haltmachen und zu einer grundlegenden Neubewertung von Vermögenswerten führen. Wann und wie stark sich dies in den einzelnen Anlageklassen zeigen wird, ist von Fall zu Fall unterschiedlich.
    • An den Privatmärkten sind Anleger eher in der Lage und fühlen sich mehr verantwortlich, auf Veränderungen hinzuwirken, da sie als Geldgeber direkt Einfluss nehmen und Kontrolle ausüben können.

Energiewende

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  • G. Umbau der Energieversorgung

    Die Energiewende muss sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite vorangetrieben werden, um das Energiesystem erfolgreich zu dekarbonisieren und gleichzeitig den Zugang zu verlässlicher und bezahlbarer Energie zu gewährleisten.

    • Eine wichtige Voraussetzung für die Reduzierung der Emissionen im Energiesektor ist der Ausstieg aus der Kohleverstromung.
    • Auf mittlere bis lange Sicht dürfte die Nachfrage nach Öl und Gas in bestimmten Einsatzbereichen anhalten.
    • Erdgas kann nur dann als echte Brückentechnologie angesehen werden, wenn es gelingt, die Methanemissionen im Upstream-, Midstream- und Downstream-Geschäft zu senken.
    • Wegen der wichtigen Rolle der Kernenergie für die Grundlastsicherung ist zu erwarten, dass verstärkt in die Modernisierung bestehender Kernkraftwerke oder den Bau neuer Anlagen investiert wird.
    • Auch bei ungebrochener Energienachfrage dürften die Emissionen in Branchen, in denen die CO2-Reduktion problematisch ist, ab 2030 dank verschiedener Dekarbonisierungstechnologien und der Fortschritte im Hinblick auf die Kreislaufwirtschaft zurückgehen.
    • Bei leichten Nutzfahrzeugen wird die Dekarbonisierung durch die zunehmende Verbreitung von Elektrofahrzeugen am schnellsten vonstattengehen. Im Schwerlastverkehr, der Schifffahrt und im Luftverkehr dürfte es hingegen etwas länger dauern, da der Energieverbrauch in diesen Bereichen nur gesenkt werden kann, wenn die Effizienz gesteigert wird.
    • Die Dekarbonisierung der Bauindustrie geht mit erheblichem kommerziellen Potenzial für Anleger einher und birgt zudem die Chance eines positiven gesellschaftlichen und ökologischen Effekts.
  • H. Beschleuniger und Hürden der Energiewende

    Neben öffentlichen Geldern ist auch privates Kapital notwendig, um den Investitionsschub zu erreichen, der für die Energiewende in den kommenden Jahrzehnten unerlässlich ist. Dies gilt vor allem für die Schwellenländer.

    • Aufgabe der Regierungen ist es, einen verlässlichen Rahmen für Investoren und Unternehmen zu schaffen, zum Beispiel durch angemessene Zusagen, Vorgaben, Anreize und internationale Zusammenarbeit.
    • Eine nachhaltige Energiewende auf globaler Ebene kann nur gelingen, wenn die Schwellenmärkte aktiv eingebunden werden. Hierzu bedarf es geeigneter politischer Massnahmen und ausreichender Kapitalströme, um einen beschleunigten Umstieg auf kohlenstoffarme Technologien zu ermöglichen.
    • Die Stilllegung noch aktiver Kohlekraftwerke in Schwellenländern erfordert hohe Investitionen privater und öffentlicher Geldgeber, insbesondere mithilfe innovativer Finanzierungskonzepte wie Blended Finance oder Verbriefungen.
    • Um den Zugang zu verlässlicher und bezahlbarer Energie zu gewährleisten, muss vor allem in die Flexibilität des Stromnetzes investiert werden. Dabei gilt es in erster Linie, aktuelle Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Netzausbau und der Energiespeicherung zu meistern.
    • Ausserdem muss heute massiv in Mineralien investiert werden, die für die Energiewende von zentraler Bedeutung sind, damit die in Zukunft weiter steigende Nachfrage befriedigt werden kann, Lieferkettenrisiken gemindert und lange Vorlaufzeiten abgefedert werden können.
    • Bei anderen innovativen Lösungen wie grüner Wasserstoff, Kernfusion und CCUS (Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung) sind bahnbrechende Fortschritte vonnöten, damit sie als Gamechanger für die Energiewende dienen können.

Unser Beitrag zur Klimawende

  • I. Kapitalallokation

    Die Allokationsentscheidungen der Anleger haben unmittelbaren Einfluss auf die Klimawende.

    • Als Anreiz zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen muss vor allem in Unternehmen und Länder investiert werden, die auf eine Reduzierung ihrer Emissionen hinwirken. Gleichzeitig gilt es, aktiv Einfluss zu nehmen, um nicht nur auf Investmentebene, sondern auch darüber hinaus Wirkung zu erzielen.
    • Ferner wird Kapital benötigt, um das Wachstum von Unternehmen sowie Projekte zu unterstützen (einschliesslich in Branchen, in denen die CO2-Reduktion problematisch ist), die in einer kohlenstoffarmen Wirtschaft bestehen können oder zum Übergang in eine solche beitragen.
    • Ausschluss sollte bei der Kapitalallokation als Ultima Ratio dienen, wenn das jeweilige Unternehmen absolut nicht in der Lage oder bereit zu sein scheint, auf den Übergang hinzuarbeiten.
    • Transparenz und Offenlegung sind die Voraussetzung, um unsere Portfolios anhand der bereitgestellten Informationen anpassen zu können und unsere Anlageentscheidungen für unsere Kunden, aber auch für Aufsichtsbehörden und andere Anleger nachvollziehbar zu machen.
  • J. Active ownership

    Die aktive Ausübung von Aktionärsrechten (Active Ownership) kann einen positiven Beitrag zur Klimawende leisten und Shareholder Value schützen bzw. steigern.

    • Durch direkte Einflussnahme und die Ausübung von Stimmrechten können Übergangspläne gefördert und vorangetrieben werden. Auf diese Weise tragen wir zur Erreichung des Ziels bei, die globale Erwärmung auf 1,5 °C (gegenüber dem vorindustriellen Niveau) zu begrenzen und die CO2-Emissionen bis etwa 2050 auf netto null zu reduzieren.
    • Das Instrument der aktiven Einflussnahme ist am wirkungsvollsten, wenn ein Investor sein Know-how gezielt einbringt und/oder dies im Rahmen einer kollektiven Anstrengung erfolgt. Dabei sollte das Engagement bestimmten Grundsätzen folgen. Der Schwerpunkt sollte auf Themen liegen, die sich wesentlich auf unsere Portfolios auswirken und in denen wir uns gut genug auskennen, um aktiv Einfluss nehmen zu können.
    • Bei Unternehmen sind die Möglichkeiten für Anleger, Veränderungen herbeizuführen, in der Regel grösser als bei staatlichen Emittenten. Dies gilt mit einigen Ausnahmen vor allem für Schwellenländer.
    • Indem wir in Klimafragen klar Position beziehen und gemeinsam mit gleichgesinnten Unternehmen daran arbeiten, die öffentliche Debatte in eine bestimmte Richtung zu lenken, können wir dazu beitragen, dass der Übergang in eine nachhaltigere Wirtschaft schneller gelingt. Im Ergebnis lässt sich so nicht nur die Wirkung maximieren, sondern es eröffnen sich auch ungeahnte Chancen.
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