Interview mit Raymond Sagayam

Pictet setzt bei langfristigen Anlagen auf Umwelt, Healthcare und High-Tech

Die Zollpolitik von US-Präsident Trump hat an den Märkten für hohe Volatilität gesorgt. Vor diesem Hintergrund hat die Schweizer Pictet-Gruppe drei zentrale Themen für langfristiges Investieren identifiziert, um aus diesen turbulenten Zeiten unbeschadet hervorzugehen: Umwelt, Healthcare und High-Tech.

„Aus unserer Sicht werden sich in den Bereichen Umwelt, Healthcare und High-Tech langfristig weiterhin hervorragende Chancen bieten“, meint Raymond Sagayam, geschäftsführender Teilhaber der Pictet-Gruppe und Co-Leiter von Pictet Asset Management, im Gespräch mit The Edge Malaysia.

„Wichtig ist, dass man bei thematischen Anlagen langfristig denkt. Bei einer kurzfristigen Betrachtung der Performance gegenüber dem MSCI All Country World Index (ASWI) sind kurzfristige Schwankungen möglich. Doch wer auf den langfristigen Trend setzt, wird als Anleger auf lange Sicht profitieren, sofern man bereit ist, Kurs zu halten.“

„Das bedeutet natürlich nicht, dass mit allen thematischen Anlagen höhere Renditen zu erzielen sind. Es handelt sich jedoch um Themen, die definitionsgemäss auf Megatrends basieren und für viele, viele Jahre und Jahrzehnte relevant bleiben dürften. Und genau darauf bauen wir“, meint Sagayam.

Überall ist von Deglobalisierung die Rede, doch eigentlich ist der positive Effekt der Deglobalisierung eine stärkere Regionalisierung.
— Raymond Sagayam, Managing Partner, Pictet Group

Der MSCI ACWI enthält Aktien grosser und mittelständischer Unternehmen aus 23 entwickelten und 24 aufstrebenden Volkswirtschaften.

Sagayam zufolge werden die nächsten fünf Jahren von folgenden Megatrends geprägt sein: Aufstieg Asiens, Privatmärkte,  Schuldentragfähigkeit, Cybersicherheit, exponentielle Produktivität, Instant Finance, verantwortungsvoller Kapitalismus und geopolitische Fragmentierung.

„Überall ist von Deglobalisierung die Rede, doch eigentlich ist der positive Effekt der Deglobalisierung eine stärkere Regionalisierung. Asien ist als Supermacht mit zunehmenden makroökonomischen Verflechtungen in vielerlei Hinsicht immer weniger vom Westen abhängig. In den vergangenen fünf Jahren haben wir nicht nur unsere Kunden in Asien betreut, sondern auch Kunden im Westen, die in irgendeiner Form in Asien investiert sein möchten“, so Sagayam.

Zu diesem Zweck wird sich Pictet verstärkt auf das Asiengeschäft konzentrieren, denn die hier ansässigen Kunden möchten ihre Portfolios jenseits des Heimatmarktes diversifizieren, in dem sie bereits stark in Anleihen und Aktien investiert sind.

„Viele halten auch grosse Positionen an US-Aktien. Ich sehe somit keinen starken Trend, diese unbedingt zu erhöhen, aber globale Produkte sind nach wie vor sehr gefragt.“

„Was mir in letzter Zeit aufgefallen ist, ist das starke Interesse an Produkten aus dem Euroraum und aus Europa. Für Europa kann das meiner Einschätzung nach ein Wendepunkt sein, der eine über viele Jahre anhaltende Phase mit kräftigen Investitionen globaler, insbesondere auch asiatischer Anleger in Europa einläuten könnte. Dies bringt zwei Vorteile mit sich: Für asiatische Investoren ist dies nicht nur eine Diversifizierung weg von Asien, sondern auch weg von einer übergewichteten Allokation in den USA und in US-Titeln“, fügt Sagayam hinzu.

Privatmärkte werden nun zunehmend zu einer Kernallokation. Ich denke, sie werden zu einem festen Bestandteil der meisten Anlageportfolios.
— Raymond Sagayam, Managing Partner, Pictet Group

Er betont jedoch, dass Pictets asiatische Anleger nach wie vor grosses Interesse an panasiatischen Produkten haben, darunter auch Private Assets, die ihrerseits einen langfristigen Trend darstellen.

„Private Assets sind in den Portfolios der meisten Anleger weltweit – nicht nur in Asien – vergleichsweise unterdurchschnittlich vertreten. Doch angesichts des sehr interessanten Renditeprofils und des Wachstums dieser Märkte möchten sie über Immobilien, Private Equity und Private Debt an den Privatmärkten investiert sein.“

„Privatmärkte werden nun zunehmend zu einer Kernallokation. Ich denke, sie werden zu einem festen Bestandteil der meisten, nicht nur taktischen, Anlageportfolios, insbesondere für Anleger, die in Bezug auf Allokation und Wachstum längerfristig denken“, meint er.

Über Pictet Alternative Advisors verwaltet die Gruppe knapp USD 40 Milliarden (SGD 52,6 Milliarden) im Bereich alternative Anlagen, vor allem über Private Equity, Immobilien und Hedgefonds.

In Zukunft werden Fonds zunehmend tokenisiert und unter Umständen auch on-chain sein. Ich gehe davon aus, dass diese Entwicklungen in den nächsten fünf Jahren stattfinden werden.
— Raymond Sagayam, Managing Partner, Pictet Group

Ein weiteres Thema, das Anleger im Auge behalten sollten, ist laut Sagayam die Schuldentragfähigkeit.

„In den USA ist die Verschuldung im Verhältnis zum BIP so hoch wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Das lässt sich nicht ignorieren. Diese Schulden müssen refinanziert werden. Ein Grossteil davon sind kurzfristige Schuldverschreibungen, für die eine konstant hohe Anlegernachfrage erforderlich ist, um die Schulden zu refinanzieren.“

„Ähnliches gilt jetzt auch für den Euroraum. In Deutschland wurde vor Kurzem ein finanzpolitischer Kurswechsel angekündigt. Diese Haushaltsausweitung mit höheren Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur ist ein Wendepunkt – nicht nur für Deutschland, sondern für den gesamten Euroraum. Letztlich dürfte sich dies sehr positiv auf eine Reindustrialisierung Europas auswirken“, meint Sagayam, wobei er zu bedenken gibt, dass sich hohe Schuldenstände auf die Anlageergebnisse und -entscheidungen auswirken, wenn zur Finanzierung der Schulden Steuern erhöht werden.

Laut Sagayam dürften aktiv verwaltete Exchange Traded Funds (ETFs) weltweit zulegen, da die jüngere Anleger-Generation mehr Transparenz und Informationen erwartet, wenn sie Anlageentscheidungen treffen.

„In Zukunft werden Fonds zunehmend tokenisiert und unter Umständen auch on-chain sein. Ich gehe davon aus, dass diese Entwicklungen in den nächsten fünf Jahren stattfinden werden“, fügt er hinzu.

Raymond Sagayam, 47. geschäftsführenden Teilhaber der Pictet-Gruppe

Raymond Sagayam wurde im Januar 2024 zum geschäftsführenden Teilhaber der Pictet-Gruppe ernannt (was ihn zum 47. geschäftsführenden Teilhaber der Gruppe in deren 220-jährigen
Geschichte macht). Er blick auf mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Branche zurück, mit Schwerpunkt auf Fixed-Income-Investments in allen wichtigenRegionen.

Er kam 2010 als Head of Total Return Fixed Income zu Pictet Asset Management (Pictet AM) und trug massgeblich zum Auf- und Ausbau des Geschäfts mit Long/Short-Strategien für Unternehmensanleihen bei. 2017 wurde er zum Chief Investment Officer für Fixed Income bei Pictet AM ernannt. Im Folgejahr wurde er Equity Partner der Gruppe, 2022 übernahm er zudem die Gesamtleitung von Pictet AM London. 

Vor seinem Wechsel zu Pictet war Sagayamals Managing Director bei Swiss Re Asset Management in London tätig.

Seine Kindheit und Jugend verbrachte Sagayam in Washington D.C., Kuala Lumpur, Peking, Singapur und London.

„Mein Vater war als malaysischer Diplomat und Botschaftsvertreter in vielen Ländern tätig. Nach meiner Geburt in [den USA] wurde er wieder nach Malaysia versetzt, wo wir einige Jahre verbrachten. Die nächsten Stationen waren Peking und Singapur.

Doch den grössten Teil meines Lebens habe ich in Grossbritannien gelebt, wo sich meine Familie schliesslich niederliess. Doch meine starke Affinität zu Asien, insbesondere Malaysia und Singapur, habe ich immer behalten“, erzählt er.

Pictet strebt künftig Partnerschaften mit malaysischen Banken an, um deren Kunden Zugang zu den eigenen Produkten zu verschaffen.

Auf die Frage, ob Pictet die Eröffnung eines Standorts in Kuala Lumpur in Erwägung ziehen würde, antwortet Sagayam: „Die Entscheidung, eine Geschäftsstelle zu eröffnen, treffen wir nicht leichtfertig. In Singapur betreiben wir ja bereits seit 30 Jahren einen Standort in nächster Nähe. Von dort aus können wir unsere Kunden in Malaysia bestens betreuen.“

„Aber je nachdem, wie sich unser Wachstum entwickelt, mag die Antwort natürlich auch einmal anders ausfallen. Wenn Sie mich in fünf oder zehn Jahren fragen, hoffe ich sogar, dass sie anders ausfällt. Und vor allem hoffe ich, dass die malaysischen Finanzinstitute Pictet als das sehen, was wir sind: ein idealer Partner mit kompatiblen Werten“, meint er.

Malaysia ist neben Singapur und Thailand der drittgrösste Markt Südostasiens für Pictets Asset-Management-Geschäft.

Original der handgeschriebenen Urkunde, mit der die Gründung der Bank De Candolle, Mallet & Cie besiegelt wurde.

220-jährige Unternehmensgeschichte mit rein organischem Wachstum


Die Pictet-Gruppe feiert 2025 ihr 220-jähriges Bestehen. Ende 2024 belief sich das von ihr verwaltete oder
verwahrte Vermögen auf über CHF 724 Milliarden (SGD 1,15 Billionen). Pictet ist das zweitgrösste Finanzinstitut der Schweiz (nach der UBS) und zählt zu den ältesten und grössten privat geführten Banken Europas.

Die Gruppe ist in all den Jahren nie durch Übernahmen gewachsen, sondern hat durchgehend auf organisches Wachstum gesetzt. Pictet hat sich als privat geführte Bank bewusst gegen den Druck entschieden, kurzfristige Gewinne erwirtschaften zu müssen, und kann so langfristige Entscheidungen auf der Grundlage von Megatrends treffen.

„Es gab mehrere Finanzkrisen – nicht nur die Asienkrise der Jahre 1997/98 zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn, die für mich ein echter Weckruf war, sondern auch die globale Finanzkrise. Doch die Wachstumskurve der Bank erinnert an eine 45-Grad-Linie mit nur wenigen Ausschlägen. Denn als Finanzinstitut werden wir uns nie finanziell überfordern, ob die Märkte nun boomen oder schwächeln.

 


Wir müssen auch keine aggressiven
Korrekturen vornehmen und können daher Kurs halten“, erklärt Raymond Sagayam, geschäftsführender Teilhaber der Pictet-Gruppe und Co-Leiter von Pictet Asset Management. 

Pictet verfügt derzeit über sechs Standorte in Asien – in Tokio, Osaka, Singapur, Hongkong, Taipeh und Schanghai.

„In Asien (ohne Japan) hat sich die Zahl der Mitarbeitenden binnen zehn Jahren von knapp über 200 auf mehr als 400 erhöht. Dazu kommen noch einmal 130 Mitarbeitende in Japan. Insgesamt beschäftigt Pictet in Asien also mehr als 500 Mitarbeitende. Wir sind immer organisch und langsam gewachsen, denn als privat geführtes Unternehmen treffen wir Entscheidungen, mit denen wir uns nicht auf Jahre oder Monate, sondern auf Jahrzehnte festlegen“, gibt er zu bedenken.

Im Jahr 2024 belief sich der Konzerngewinn auf CHF 655 Millionen, gegenüber CHF 577 Millionen im Jahr zuvor. Pictet befindet sich mehrheitlich im Besitz von sieben geschäftsführenden Teilhabern, darunter Sagayam. Weitere Führungsrollen kommen 47 Equity Partnern in strategisch wichtiger Funktion zu.

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