Weekly House View | Frieden in Nahost, Krieg bei der Fed
Wochenrückblick
Die Hoffnung auf Handelsdeals, gestärkte Erwartungen einer bevorstehenden Zinssenkung der Fed und ein Waffenstillstand zwischen Iran und Israel haben US-Aktien Ende letzter Woche auf rekordhohe Schlussstände getrieben. Die Ölpreise haben den stärksten Rückgang seit März 2022 verzeichnet, obwohl die Lage im Nahen Osten weiter eskalieren kann, denn über die Schäden an iranischen Atomanlagen durch die US-Angriffe kursieren widersprüchliche Meldungen. Die Hoffnung auf Zinssenkungen erhielt neue Nahrung durch einen Rückgang der US-Konsumausgaben, aber auch durch die Äusserungen von Fed-Gouverneurin Michelle Bowman, die eine Senkung bereits im Juli forderte. Der S&P1 legte im Verlauf der Woche 3,5% (in USD) zu, der Nasdaq2 sogar 4,3% (in USD). Nach Bowmans Äusserungen und der Ankündigung von Präsident Trump, auf den Chefposten der Fed jemanden zu berufen, der die Zinsen senken will, gab der US-Dollar nach. Allgemein wird davon ausgegangen, dass die Fed die Zinsen dieses Jahr zweimal senken wird, das erste Mal im Oktober, womöglich aber auch schon im September. Beim Thema Handel haben die USA und China nach US-Angaben die Probleme rund um die Lieferung von Seltenerdmineralien und Magneten in die USA gelöst und damit einen Streit beigelegt, der einen im Mai erzielten Deal ins Stocken gebracht hatte. In Europa einigten sich die Staats- und Regierungschefs der NATO auf das Ziel, die Verteidigungsausgaben bis 2035 auf 5% des BIP zu erhöhen. Das deutsche Kabinett hat den zweiten Haushaltsentwurf für 2025 verabschiedet, der einem fiskalpolitischen Paradigmenwechsel gleichkommt, denn die Nettokreditaufnahme dürfte stark ansteigen, wobei schon im 3. Quartal zusätzliche Nettoemissionen von EUR 19 Mrd. anstehen. Die Zinsstrukturkurve versteilte sich leicht und es wird damit gerechnet, dass die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bis Jahresende bei 2,5% liegen wird.
Zitat der Woche
Als Trump die Gegner im Nahen Osten mit „zwei raufenden Kindern auf dem Schulhof“ verglich, warf NATO-Generalsekretär Rutte ein: „Und dann muss Daddy manchmal ein Machtwort sprechen, damit sie aufhören.“
Zentrale Daten
Das BIP-Wachstum der USA im 1. Quartal wurde aufgrund der schwachen Konsumausgaben, die auch im Mai um 0,1% sanken, auf -0,5% auf Jahresbasis nach unten korrigiert. Die Verkaufszahlen neuer Häuser gingen im Mai um 13,7% zurück. Im Euroraum hielt sich der sektorübergreifende Einkaufsmanagerindex (PMI) im Juni unverändert bei 50,2, wobei einem leichten Plus im Dienstleistungssektor (0,3 Punkte, Endstand 50,0) ein Minus im verarbeitenden Gewerbe gegenüberstand (0,5 Punkte, Endstand 51,0). In China verzeichneten die grossen Industrieunternehmen von Januar bis Mai einen Gewinnrückgang auf Jahresbasis von 9,1%.