Der sprachliche Sumpf von Blended Finance

Der sprachliche Sumpf von Blended Finance

Blended Finance kann für Investoren und Philanthropen ein wirksames Instrument sein, um Investments und Spenden möglichst effektiv einzusetzen. Allerdings können schwer verständliche Begriffe und das Fehlen einer klaren, transparenten Beratung hinderlich sein. Berater müssen Übersetzer, Vermittler und strategischer Kompass in einem sein, um den sprachlichen Nebel zu durchdringen und den richtigen Weg zu finden.

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Blended Finance. SDGs1, ESG2, Verantwortungsvolle Innovation. Im Finanzdienstleistungssektor sieht man sich allenthalben mit dem Hang zu Jargon und Überkomplizierung konfrontiert. Damit sollen Kompetenz und Fachwissen signalisiert werden. In Wirklichkeit lassen die Hyperexperten ihre Kunden jedoch oft im Dunkeln, und am Ende eines Gesprächs ist niemand wirklich schlauer.

Die Philanthropie ist besonders anfällig für sprachliche Hürden, weil sie nicht den technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Finanzwelt unterliegt. Man spricht vielleicht von „langfristiger Nachhaltigkeit“ und „Verantwortung“, aber was genau diese Begriffe bedeuten, darauf gibt es keine „richtigen“ Antworten. Dies kann für Berater und Kunden gleichermassen frustrierend sein.

Das ist deshalb von Bedeutung, weil sich die Palette der Instrumente, Methoden und Ansätze für wohltätige Spenden ständig weiterentwickelt. Sowohl in der Entwicklungshilfe als auch in der Welt der gemeinnützigen Organisationen muss klar sein, wie Investoren und Philanthropen gemeinsam zu einer nachhaltigen Wirtschaft beitragen können. Von besonderer Bedeutung ist dies für die heranwachsende Generation von Reichen, deren Denken in einem Masse von Umweltfragen und sozialen Herausforderungen geprägt ist, wie es bei der Generation ihrer Eltern und Grosseltern nicht der Fall war.

Aber Jargon, Egoismus und die Verkomplizierung des Unkomplizierten können Philanthropen schnell von den Mechanismen und Ansätzen ausschliessen, die einen echten Systemwandel bewirken können. Und Blended Finance ist ein perfektes Beispiel dafür.

Blended Finance kann ein wirksames Instrument für die soziale und wirt schaftliche Entwicklung sein.
— Christoph Courth, Global Head of Philanthropy Services

Argumente für blended finance

Abgesehen vom Fachchinesisch ist Blended Finance ein durchaus logisches Konzept. Einfach ausgedrückt, handelt es sich um eine Methode zur Zusammenführung verschiedener – philanthropischer, privater und staatlicher – Kapitalquellen, die alle ein gemeinsames Ziel verfolgen. Philanthropen, die Systeme umgestalten wollen – die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes verändern, eine Krankheit ausrotten, die Natur schützen –, brauchen Partnerschaften. Dabei kann es sich um Partnerschaften mit anderen Philanthropen, mit Investoren, mit Regierungen und mit anderen strategisch mobilisierten Formen von Kapital handeln.

Es klingt wie ein Wundermittel – und es kann helfen, Grosses zu bewirken. Doch es gibt auch Herausforderungen. Zum einen verlangsamen und verkomplizieren sich die Prozesse, wenn mehr Akteure zusammenkommen. Zum anderen können private Geldgeber zwar ihr Geld nach eigenem Gutdünken einsetzen, bei staatlichen Investitionen hingegen müssen nachweislich nicht nur finanzielle, sondern auch soziale und ökologische Erträge erzielt werden (als „Impact“ bezeichnet). Genau hier liegt die Stärke des philanthropischen Kapitals. Es ist niemandem Rechenschaft schuldig, hat eine hohe Risikotoleranz, ist flexibel und darf ohne Konsequenzen scheitern. 

Blended Finance kann ein wirksames Instrument für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung sein. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) beträgt die Finanzierungslücke für die Entwicklungshilfe weltweit rund USD 2,5 Billionen pro Jahr. Und die Sogwirkung der Konjunkturausgaben nach der Coronakrise führt dazu, dass staatliche Mittel von übergreifenden, längerfristigen Vorhaben abgezogen werden. Diese SDGs können jedoch noch immer erreicht werden, wenn öffentliche, private und philanthropische Geber zusammenarbeiten können3.

Durch das Engagement von Philanthropen und staatlichen Stellen sinkt das mit Investitionsmöglichkeiten verbundene Risiko. So werden diese Möglichkeiten für den privaten Sektor erschlossen. Im Gegenzug tragen private Investitionen dazu bei, die Entwicklung zu beschleunigen und die positiven Effekte zu verstärken. Durch die Risikominderung und die finanzielle Rendite für private Investoren wird etwas, das ansonsten als zu visionär, zu früh oder zu gross (und damit risikoreich) – oder einfach als karitatives Projekt – betrachtet würde, zu einer praktikablen Investitionsmöglichkeit.

Seit 2019 liegt der Anteil der erneuerbaren Energien aus Wasserkraft an der Energieversorgung in Brasilian bei 80 prozent.

Wo es funktioniert

Eine der grössten Erfolgsgeschichten von Blended Finance in den letzten zehn Jahren war die Errichtung eines nachhaltigen Energienetzes in Brasilien. Eine in der Zeitschrift Energy, Sustainability and Society veröffentlichte Studie vergleicht die energetische Nachhaltigkeit von Brasilien und Nigeria, den grössten Volkswirtschaften in Südamerika bzw. Afrika. Während es in Brasilien stetig bergauf geht, hinkt Nigeria hinterher, was der Studie zufolge zum Teil auf die begrenzten Finanzierungsmöglichkeiten und die unzureichenden öffentlichprivaten Finanzierungspartnerschaften zurückzuführen ist.

Seit 2019 liegt der Anteil der erneuerbaren Energien aus Wasserkraft an der Energieversorgung in Brasilien bei 80 Prozent. Dieser Wandel wurde durch Finanzmittel der brasilianischen Entwicklungsbank in Verbindung mit philanthropischen und privaten Mitteln sowie durch einen nationalen Vorstoss zur Elektrifizierung bewirkt. Infolgedessen ist Brasilien heute weltweit führend in der Erzeugung von emissionsarmer Energie – nicht zuletzt dank des strategischen Einsatzes von Blended Finance. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass dies auch in Nigeria möglich wäre, wenn das Modell – eine starke Politik, eine dynamische Bank, Blended Finance und diversifizierte Finanzierungsinstrumente – übernommen werden könnte.4 

Dem Ganzen einen Sinn geben

Philanthropie-Berater tragen dazu bei, Ideen zu entwickeln und zu beleuchten, was andere tun – Ansätze, Erfolge und gelegentlich auch Misserfolge, aus denen wir lernen können. Wir haben das Privileg, mit Kunden zu arbeiten, die sowohl den Wunsch haben als auch in der Lage sind, ihr Vermögen einzusetzen, um die Welt zu verbessern. Diesen Menschen ist bewusst, dass die Entscheidungen, die sie treffen, die Zukunft unseres Planeten und möglicherweise auch unser Überleben massiv beeinflussen können. Für einige ist der einfache Akt des Spendens das Ziel – Leben zu retten oder Leben zu verändern ist schon genug. Für andere ist es nur der erste Schritt auf dem Weg zu einem Systemwandel. Beides ist nützlich und lohnenswert. Wir haben das Privileg, mithilfe der Netzwerke von Pictet, von Kunden, Gleichgesinnten, gemeinnützigen Organisationen und Experten dazu beizutragen, die Zusammenhänge herzustellen. Wir dienen als Ansprechpartner und sorgen dafür, dass das richtige Kapital in die Projekte fliesst, die es brauchen.

Wir treffen oft auf Kunden, die in diesem Bereich auf viel Ego gestossen sind, auf Experten, die mehr reden als zuhören und mehr erzählen als beraten. Im besten Fall macht das die Sache nur komplizierter, im schlimmsten Fall kann es die Kunden völlig abschrecken. Niemand möchte auf seinem Gebiet als Analphabet dastehen. Dennoch besteht zwischen Experten und Philanthropen – trotz ihrer gemeinsamen Ziele – eine grosse sprachliche Kluft. Aus unserer Sicht ist es wichtig, die Philanthropen in den Mittelpunkt zu stellen, ihnen zu helfen, den richtigen Weg zu finden und den sprachlichen Dschungel zu zivilisieren.

[1] Sustainable Development Goals (Ziele für nachhaltige Entwicklung).
[2] Environmental, Social and Corporate Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).
[3] University of Cambridge, New ways of philanthropic giving: blended
finance and the SDGs, 2022
[4] Financing renewable energy: policy insights from Brazil and Nigeria”,  Isah et al, Energy, Sustainability and Society (2023) 13:2

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Dieses Marketing Dokument wurde von der Bank Pictet & Cie (Europe) AG erstellt, die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassen ist und von dieser sowie der Deutschen Bundesbank beaufsichtigt wird. Jede Anlage birgt Risiken, einschließlich des Risikos, das ursprünglich angelegte Kapital nicht zurückzuerhalten.

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