Hauptsache Sachwerte – Warum Anleger jetzt auf Real Assets setzen sollten
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1.Vor dem Hintergrund einer globalen Wirtschaftsordnung im Umbruch zieht in der Finanzwelt eine neue Ära herauf, die von fiskalischer Dominanz und Geldentwertung geprägt ist.
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2.Haupttriebkräfte dieser Entwicklung sind die am Markt herrschende Skepsis in Bezug auf die langfristige Tragfähigkeit der Staatsfinanzen (vor allem, aber nicht nur in den USA) und Regierungsentscheidungen im Graubereich der Kompetenzüberschreitung, die Fragen hinsichtlich der Glaubwürdigkeit von Wirtschaftsdaten und der wahren Inflationsrate aufwerfen.
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3.In dieser Gemengelage verliert Geld an Wert und gewinnen Real Assets wie Edelmetalle, Immobilien, Infrastruktur oder Aktien, die de facto auch Sachwerte sind, an Attraktivität.
Die wachsende Skepsis an den Finanzmärkten hinsichtlich der langfristigen Tragfähigkeit der Staatsverschuldung, vor allem, aber nicht nur in den Vereinigten Staaten, markiert den Beginn einer Ära fiskalischer Dominanz. Im Kern wird damit politischer Druck ausgeübt, um die Zinsen niedrig zu halten, damit die Staatsfinanzen angesichts explodierender Schuldenlasten nicht völlig aus dem Ruder laufen. Noch 2014 hatten Zentralbanker den Ruf von„Alchemisten“i und wurden als die mächtigsten Menschen auf Erden gefeiert, die mit ihren geldpolitischen Instrumenten die Welt während der globalen Finanzkrise vor dem Kollaps bewahrt haben. Heute werden sie angefeindet und kämpfen um die Kontrolle ihres geldpolitischen Kompasses. Sie haben der fiskalischen Dominanznicht mehr viel entgegenzusetzen.
Seit der globalen Finanzkrise sind die USA von ihrem traditionellen Muster , sich in Kriegszeiten stärker zu verschulden und diese Schulden in Friedenszeiten wieder abzubauen, immer weiter abgerückt. Mit der neuen US-Regierung hat sich diese Entwicklung beschleunigt. Sie geht mit ihren Finanzierungsvorhaben an die staatliche Belastungsgrenze. Exemplarisch wird dies am One Big Beautiful Bill Act (OBBBA) deutlich, mit dem auslaufende Steuervergünstigungen verlängert und neue eingeführt werden, die nach Schätzungen des Congressional Budget Office die Staatsverschuldung bis 2034 um über USD 3 Bio. steigen lassen werden.
Parallel zu der expansiven Fiskalpolitik dehnt die US-Regierung ihren Kompetenzbereich mittlerweile auch zu Lasten von Institutionen wie der Federal Reserve aus. Die Regierung übt nicht nur Druck auf die geldpolitisch Verantwortlichen dort aus, sondern fordert offen den Rücktritt von Führungsmitgliedern. Sie tut dies mit der Absicht, diese Posten mit ihr gewogenen Kandidaten zu besetzen und damit die US-Zentralbank effektiv unter ihre Kontrolle zu bringen.
Von der Unterminierung des verfassungsrechtlichen Status quo sind auch andere staatliche Institutionen in den USA betroffen. Ein prominentes Beispiel ist in diesem Zusammenhang die Entlassung der Leiterin der US-Statistikbehörde Bureau of Labor Statistics (BLS). Der Personalabbau beim BLS schränkt die Behörde in ihrer Handlungsfähigkeit ein, tatsächliche Preisdaten zu erfassen. Dies wiederum schürt Zweifel an der Glaubwürdigkeit der US-Daten insgesamt. Ein solcher Vertrauensschwund in Bezug auf führende US-Institutionen ist problematisch für eine Fiat-Währung, die ihren Wert aus dem Vertrauen in den Emittenten und nicht aus einer materiellen Deckung beispielsweise durch Gold bezieht.
Im Ergebnis hat die neue politische Agenda in den USA zu einer Erosion des Geldwertes und einer Abwertung des US-Dollar geführt. Ein abwertender Dollar hat negative Auswirkungen auf den Wert von Barbeständen und festverzinslichen Papieren, da der Markt praktisch keinen Einfluss auf die politischen Entscheidungen hat, die das Vertrauen in den US-Dollar stärken oder schwächen.
Anleger gehen massiv in Aktien und andere Real Assets wie Gold, Private Assets, Immobilien oder Bitcoin, da Geldmarktanlagen und Staatsanleihen mit der Geldentwertung zunehmend unattraktiv werden. Deshalb haben Aktien gerade ihren besten 5-Jahres-Zeitraum mit Outperformance gegenüber Anleihen in mehr als 40 Jahren verzeichnet, und dies trotz all der Unsicherheit und politischen Zickzack-Bewegungen, die an den Märkten in der Vergangenheit schwere Turbulenzen ausgelöst hätten. Der Goldpreis befindet sich im Höhenflug und wirkt gewissermassen als Signalrakete mit Warnfunktion im Hinblick auf die Zukunft des Fiat-Geldes.
Des Weiteren ist zu beachten, dass der Aufwärtstrend bei den Gewinnmargen im Unternehmenssektor von einer anhaltenden Verlagerung auf wissensbasierte Branchen, Steuersenkungen für Unternehmen, Effizienzgewinnen und steigender Produktivität getragen wird. Vor diesem Hintergrund wird vielleicht verständlicher, warum die Märkte sich so wenig davon beirren lassen, dass die US-Regierung mit Zollerhöhungen und politischer Einflussnahme auf staatliche Institutionen einen verfassungsrechtlich zunehmend bedenklichen Kurs steuert. Darüber hinaus ist vom OBBBA ab dem kommenden Jahr in den USA eine konjunktur- und wachstumsstimulierende Wirkung zu erwarten.
Für Anleger ist es entscheidend, auf alles gefasst zu sein. Die Hausse an den Aktienmärkten kann weitergehen oder ein abruptes Ende finden. Vor diesem Hintergrund ist es von zentraler Bedeutung, auf alles gefasst zu sein und dabei vernünftige Risiko/Rendite-Massstäbe anzulegen. In diesen abnormalen Zeiten weicht die Marktentwicklung mitunter von bekannten Mustern ab, und die Aktienkurse scheinen sich von den Fundamentaldaten zu entkoppeln. Die zunehmende fiskalische Dominanz und die damit einhergehende Geldentwertung sprechen jedoch für Real Assets. Manche Anleger setzten dabei auf Gold, andere auf Aktien und wieder andere auf Kryptowährungen als alternativen Wertspeicher. Mit anderen Worten: Hauptsache Sachwerte.