Veränderung als Konstante einer Unternehmerlaufbahn
Grundlagen eines Werdegangs als Unternehmer
Für einen Philanthropen und Unternehmer hat François-Laurent Renet einen untypischen beruflichen Hintergrund. Den Einstieg ins Berufsleben machte er bei einer französischen Spezialeinheit – aus seiner Sicht eine ganz wesentliche Vorbereitung auf das Geschäftsleben. „Was mir dort über Teamwork, Disziplin und Fokus beigebracht wurde, bildet die Grundlage für alles, wasdanach kam.“
Es folgte eine (selbst für einen Mehrfachunternehmer) ungewöhnliche Vielfalt an beruflichen Positionen in unterschiedlichen Branchen. Anfangs war die Bandbreite seiner Unternehmungen noch recht überschaubar. Er arbeitete für die renommierte New Yorker Galeristin Dominique Levy und gründete nebenbei eine Modemarke für Kinder. Im Jahr 2012 verkaufte er Comme Papa, eine Modemarke für Jungen, für einen „hohen siebenstelligen Betrag“ an einen seiner Kunden. Zugleich blieb er als Mitbegründer der Online-Verkaufsplattform Artwide im Jahr 2013 auch in der Kunstbranche aktiv.
Ich lebe im Jetzt, nicht im Morgen – die Welt verändert sich so rasch. Doch ich weiss, dass ich immer arbeiten werde. Das ist mein Lebenselixir.
Renets Pioniergeist ist es zu verdanken, dass sich die Vielfalt seiner beruflichen Positionen und Investitionen in den Folgejahren sprunghaft erhöhte. Zunächst trat er in ein Technologieunternehmen ein, das in Kalifornien Lasertechnologie für Motorenhersteller entwickelte; dort war er für den Bereich Business Development zuständig. Dann übernahm er die Leitung einer auf digitales Innendesign spezialisierten E-Commerce-Plattform in Kalifornien, und schliesslich wechselte er zu einem Private-Equity-Unternehmen in der Nähe von San Diego, das in Immobilien investierte – und das alles innerhalb von sieben Jahren.
Wie kam es dazu, dass er eine scheinbar so wenig stringente Laufbahn einschlug? Doch vor allem: Wie gelang es ihm, trotz der häufigen Branchenwechsel erfolgreich zu sein? Renet hält die Wechsel für den Schlüssel zu seinem Erfolg als Business Developer. Denn in einem Bereich gewonnene Erkenntnisse lassen sich seiner Erfahrung nach auch anderswo anwenden.
„In meinem Leben ist genau das der rote Faden. Ich wechsle alle vier bis sechs Jahre den Beruf. Dabei kann ich immer etwas mitnehmen, sei es ein Produkt, eine Dienstleistung oder das Wissen um eine ungenutzte Nische. Das schätze ich am meisten an den häufigen Wechseln: Ich lerne jedes Mal etwas dazu, das mir später von Nutzen sein kann.“
„Dieser Erfahrungsschatz kommt mir zugute, denn ich war bereits in vielen Branchen tätig – vom Militär und der Luftfahrt über Transportwesen, Recruiting und Finanzwesen bis hin zur Kunst- und Hightech-Branche. Aus jedem Bereich nehme ich Erkenntnisse mit in den nächsten.“
Der Unternehmer François-Laurent Renet betätigt sich auch als Mentor und Berater für Unternehmensgründer in verschiedenen Branchen.
Impact Investment und Philanthropie
Auch seit 2020 ist Renet wieder in verschiedenen Funktionen tätig, etwa als Chief Investment Officer und Managing Partner der Impact-Investment-Plattform 144 Ventures sowie als Mitbegründer und Artistic Director einer kleinen Zeitschrift im Kunstbereich, der ihm sehr amHerzen liegt.
Als Grund für die Arbeit bei 144 Ventures nennt er seine Überzeugung, dass Impact-Investing die effektivste Form der Philanthropie ist, wird hier doch Gewinnstreben mit einem guten Zweck in Verbindung gebracht. Das Unternehmen hat sich die Gründung von 144 Positive-Impact-Unternehmen auf der ganzen Welt zum Ziel gesetzt.
„Ohne Gewinn zu machen, ist philanthropisches Engagement gar nicht möglich“, meint er. Als Beispiel nennt Renet ein Unternehmen, das Baumaterialien mit Graphen (einer sehr leichten und stabilen Form von Kohlenstoff) anreichert. „Mit diesem Beton hergestellte Gebäude wären bei dem Erdbeben in Myanmar 2025 nicht eingestürzt“, erklärt er. Und er verweist auf den Nachhaltigkeitseffekt des Materials, das den Anteil an Portlandzement in Betonmischungen um mehr als die Hälfte reduziert und so den CO2-Fussabdruck erheblich verringert.
„Philanthropisches Engagement ist umso wirkungsvoller, wenn es gelingt, Ländern oder Gemeinschaften einen Zugang zu Technologien zu verschaffen, den sie davor nicht hatten. Damit lässt sich das Leben der Menschen verbessern“, gibt er zu bedenken.
Besonders am Herzen liegt Renet und seiner Geschäftspartnerin Carolina Conforti das 2021 gegründete Art Talk Magazine, das sich auf traditionelle Interviews mit führenden Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst und Fotografie spezialisiert. Für die Gestaltung der Website und der Zeitschrift sowie die Erstellung von Podcasts und Videos ist einiges an Wissen erforderlich, das sie sich selbst angeeignet haben. Da sie beide in der Kunstwelt bereits sehr gut vernetzt sind, bietet die Zeitschrift einen weiteren Anlass, um auf Kunst- und Fotografie-Messen Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.
Im Jahr 2021gründete Renet mit seiner Geschäftspartnerin Carolina Conforti das Art Talk Magazine. Bildnachweis: Art Talk Magazine
Die Zeichen der Zeit erkennen
Woran merkte Renet jeweils, dass es an der Zeit war, ein Unternehmen oder eine Branche hinter sich zu lassen? „Oft war der Punkt erreicht, an dem ich das Gefühl hatte, nicht mehr viel beitragen zu können. Wenn neu eingestellte Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen in der nächsten Phase des Unternehmens mehr einbringen können, ist das der richtige Moment für den Ausstieg, denke ich. Man sollte nie länger bleiben, als man von Nutzen ist.“ An vielen Unternehmen ist er weiterhin beteiligt, doch aus dem operativen Geschäft hält er sich heraus. „Gib anderen die Möglichkeit, das Unternehmen auf die nächste Stufe zu bringen. Das ist mit Abstand die wichtigste Lektion, die es zu lernen gilt, denn dazu gehört auch,das eigene Ego hintanzustellen.“
Von diesem Instinkt – weiterzugehen, wenn die Zeit reif ist – ist auch sein Blick auf die Zukunft geprägt. Er hat keinen Plan für die nächsten fünf Jahre. „Ich lebe im Jetzt, nicht im Morgen – die Welt verändert sich so rasch. Doch ich weiss, dass ich immer arbeiten werde. Das ist mein Lebenselixir.“
François-Laurent Renet: wichtigste Meilensteine
Bachelor-Abschluss in Social Sciences and Information Systems an der University of the West of
England.
Einjährige Tätigkeit als Administration Executive bei WR Capital Management in Stamford, New York.
Stabschef und Projektmanager bei L&M Arts, einer grossen Kunstgalerie in den USA, 2013 Wechsel in die Geschäftsentwicklung bei ArtBinder
Gründung von Comme Papa, einer Modemarke für Jungen, 2012 Verkauf der Marke an einen wohlhabenden Kunden um einen hohen siebenstelligen Betrag.
Mitbegründung der Kunstplattform Artwide in San Diego.
Vice President of Business Development bei Paradyme, einem auf Immobilien spezialisierten Private-Equity-Unternehmen in Temecula, Kalifornien.
Gründung des Art Talk Magazine mit seiner Geschäftspartnerin Carolina Conforti.
Chief Investment Officer bei 144 Ventures, einer Impact-Investment-Plattform mit
Sitz in der Schweiz. In Renets Zuständigkeitsbereich fallen die globale Investitionsstrategie und die Portfolioarchitektur des Unternehmens.