Die Bank in der Schweiz: Geschichte und Entwicklung in Genf

Die Bank in der Schweiz: Geschichte und Entwicklung in Genf

Die Bank Pictet ist eine Schweizer Bank, die 1805 in Genf gegründet wird.

Schwarz-Weiss-Foto, Mann im Anzug, Bankangestellter, hinter einem Schalter mit der Aufschrift „Kasse“

Die Geschichte der Schweizer Privatbanken

Charles Pictet de Rochemont (1755-1824), der auf dem Wiener Kongress von 1814 die Vergrösserung des bislang isolierten und fragmentierten Genfer Territoriums ausgehandelt hatte, sodass ein zusammenhängendes Gebiet entstand.

Die Anfänge der Schweizer Privatbanken auf dem Gebiet der heutigen Schweiz reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. In Genf, eine unabhängige Republik und seit der Reformation zu neuer Blüte gelangt, werden in dieser Zeit besonders viele Privatbanken gegründet. Mit seiner geografischen Lage in Europa, seiner wirtschaftlichen Dynamik und einem Netz von Geschäftsbeziehungen nach Frankreich bietet der Stadtstaat günstige Voraussetzungen.

Genf wurde 1815 in die Schweizer Eidgenossenschaft aufgenommen, insbesondere dank der diplomatischen Initiative von Charles Pictet de Rochemont, der auf dem Wiener Kongress von 1814 die Vergrösserung des bislang isolierten und fragmentierten Genfer Territoriums ausgehandelt hatte, sodass ein zusammenhängendes Gebiet entstand.

Das Schweizer Bankensystem

Mit dem Aufschwung der Kantonalbanken und der Entstehung der grossen Universalbanken ab den 1850er Jahren bildet sich im Laufe des 19. Jahrhunderts das moderne Schweizer Bankensystem heraus. Um ihren Aktionsradius bei Investitionen, insbesondere in der Industrie, zu vergrössern, schmieden die Privatbanken mehrere Allianzen (Quatuor, Omnium, Union financière).

Die Angestellten der Schweizer Bank Ernest Pictet & Cie (1878–1909). Auf diesem Foto von 1880 sind zwei Teilhaber und zwei künftige Teilhaber abgebildet: Ernest Pictet (1856–1909), sitzend, zweiter von rechts; dahinter mit den Händen auf dessen Schultern Emile Pictet (1875–1909); stehend ganz rechts Jacques Marion (1909–1930) und stehend ganz links Guillaume Pictet, Sohn von Ernest, der 1889 Teilhaber wird und es bis 1926 bleiben sollte.

Auf Bundesebene plädiert Ernest Pictet, Teilhaber von Pictet (1856–1909) und Mitglied des Nationalrats (grosse Kammer der Bundesversammlung) für die Schaffung einer Schweizer Nationalbank, die 1907 schliesslich gegründet wird. Sein Sohn Guillaume, ebenfalls Teilhaber von Pictet (1889–1926), sollte von 1918 bis zu seinem Tod dem Bankrat der Schweizerischen Nationalbank angehören.

Mit der zunehmenden Industrialisierung und der Entstehung von Aktiengesellschaften wird Marktzugang für immer mehr Finanzmarktteilnehmer ein wichtiges Thema. Dies ist die Geburtsstunde vieler Wertpapierbörsen in der Schweiz. In Genf, damals erster Bankenplatz der Schweiz, beginnt 1850 der Börsenhandel mit Wertpapieren. Basel (1876) und Zürich (1884) ziehen nach. Aus dem Zusammenschluss dieser drei Börsen ging 1995 die SIX Swiss Exchange in Zürich hervor.

Doch mit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren bekommen die grossen Schweizer Banken auf ihrem Expansionskurs Gegenwind. In Genf gehen die auf Vermögensverwaltung spezialisierten Privatbanken wie Pictet aus dieser schwierigen Zeit gestärkt hervor und entwickeln sich in der Nachkriegszeit zu einer tragenden Säule des Finanzplatzes Schweiz.

 Die Händler von Pictet im Handelsraum der Genfer Börse (1980).

Die Schweizer Banken nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Nachkriegszeit ist eine Zeit des Aufschwungs für den Finanzplatz Schweiz und damit auch Genf. Nachdem der Streit zwischen den Alliierten und der Schweiz über die Haltung des Landes während des Krieges beigelegt ist, strömt Kapital in das Land zurück. Grosse politische Stabilität, der starke Schweizer Franken und ein durch das Bankengesetz von 1934 noch stärker verankertes Bankgeheimnis machen die Schweiz attraktiv.

Die Pictet-Gruppe beginnt 1967 mit ihrer Geschäftstätigkeit in der institutionellen Vermögensverwaltung.

In dieser Zeit vollzieht sich bei den Privatbanken ein Modernisierungsprozess, wobei diese ihr traditionelles, auf kollegialer Führung mit gemeinsamer Verantwortung basierendes Geschäftsmodell stets bewahren. Dies gilt in besonderem Masse für Genf, wo Privatbanken im Wirtschaftsleben eine wichtigere Rolle spielen als andernorts in der Schweiz. Auch wenn die Teilhaber immer weniger aus den Gründerfamilien kommen, sind sie nach wie vor Eigentümer ihrer Banken. Aus der Überzeugung heraus, dass ein Grossteil des Investitionskapitals bald aus der kollektiven Ersparnis kommen würde, haben die Privatbanken ihre Geschäftstätigkeit diversifiziert und sich grösstenteils in Richtung Vermögensverwaltung für institutionelle Anleger orientiert (bei der Pictet-Gruppe gibt es dieses Geschäftsfeld seit 1967).

Mit der beginnenden Globalisierung haben die Schweizer Banken ein weltweit verzweigtes Netz von Tochtergesellschaften aufgebaut. Parallel dazu siedelt sich eine Reihe ausländischer Banken in der Schweiz an, und der Finanzplatz Genf spezialisiert sich im Laufe der Zeit auf den Rohstoffhandel.

Der Finanzplatz Schweiz im 21. Jahrhundert

In den 1990er Jahren nach dem Ende des Kalten Krieges verändert sich die Haltung vieler Staaten gegenüber der Schweiz. Das Bankgeheimnis gerät zunehmend unter Beschuss.

Auf internationalen Druck muss sich die Schweiz mit der Frage ihrer Handelsbeziehungen während des Krieges sowie der Frage der nachrichtenlosen Vermögen auseinandersetzen. Die Finanzkrise 2008 führt schliesslich zum automatischen Informationsaustausch mit den OECD-Ländern. Wie überall in der Welt wird eine der grössten Banken des Landes mit staatlicher Hilfe gerettet. Die Solidität des Schweizer Finanzplatzes trägt dazu bei, dass er sich an diese grossen Veränderungen anpassen konnte. Trotz gestiegener Konkurrenz ist die Schweiz heute einer der wichtigsten Finanzplätze der Welt. Um den Bedürfnissen anspruchsvoller Kundinnen und Kunden gerecht zu werden, mussten die Schweizer Banken ihre Produktpalette diversifizieren (verantwortliches Anlegen, Hedgefonds, Private Equity/Capital), verstärkt auf neue Technologien setzen und der gestiegenen Komplexität der Märkte Rechnung tragen. Damit sind sie für die Herausforderungen der Zukunft gut aufgestellt.

Den Schweizer Banken ist es gelungen, ihre Produktpalette zu diversifizieren. Insbesondere im Bereich verantwortliches Anlegen haben sie ihr Angebot für Kunden erweitert, die ihr Portfolio stärker diversifizieren möchten.

Q&A

  • Was ist der Unterschied zwischen einer Universalbank und einer Schweizer Privatbank?

    Universalbanken bieten das gesamte Spektrum an Finanzdienstleistungen für alle Kundengruppen, einschliesslich Privathaushalten und KMU. Ihr Produktangebot umfasst Kontokorrent- und Sparkonten, Kredite und einfache Dienstleistungen des Anlagegeschäfts sowie Finanzierungslösungen. Bei den Schweizer Privatbanken wiederum liegt der Schwerpunkt auf der Vermögensverwaltung für wohlhabende Kunden. Im Vordergrund stehen dabei die individuelle Beratung und massgeschneiderte Lösungen, diversifizierte Anlagestrategien und Vermögenserhalt oder Vermögensübertragung. Die Dienstleistungen sind oft ganz auf die speziellen Bedürfnisse der vermögenden Kunden zugeschnitten und eröffnen auch Zugang zum Asset Management oder zu Produkten wie Investmentfonds.

  • Was macht die Attraktivität der Schweizer Banken aus?

    Verschiedene Schlüsselfaktoren haben im Laufe der Jahrzehnte zum internationalen Renommee der Schweizer Banken beigetragen. An erster Stelle stehen dabei die lange Erfolgsgeschichte in der Vermögensverwaltung und das Know-how im Anlagegeschäft, aber auch die für die Geschäftswelt wichtige wirtschaftliche und politische Stabilität spielt eine zentrale Rolle. Im Übrigen sichern die konstante Innovationskraft der Schweizer Banken und ihr umsichtiges und unabhängiges Risikomanagement ihre Finanzstabilität und haben das Vertrauen internationaler Anleger gestärkt. Mit diesem Profil konnten sich die Schweizer Banken auf dem internationalen Parkett von der Konkurrenz absetzen und sich einen Ruf von analytischer Strenge und Professionalität erarbeiten.

  • Warum gelten die Schweizer Banken als stabil?

    Die Stabilität der Schweizer Banken beruht auf verschiedenen Faktoren. Dazu zählen ein engmaschiger regulatorischer Rahmen mit strengen Vorgaben für das Finanzmanagement und hohen Eigenkapitalanforderungen, Transparenzstandards, ein stabiles politisches und wirtschaftliches Umfeld mit einem soliden institutionellen Rahmen, der für Sicherheit im Anlagegeschäft sorgt, sowie ein umsichtiger Umgang mit Risiken, eine auf Portfoliodiversifizierung ausgerichtete Geschäftspraxis und stete Wachsamkeit bei Marktschwankungen. Auch eine Kultur der Exzellenz und des langen Atems mit Fokus auf dem Erhalt von Kundenvermögen trägt dazu bei, dass Schweizer Banken mit Stabilität assoziiert werden. Diese Faktoren verleihen den Schweizer Banken eine Reputation der Zuverlässigkeit und Sicherheit, selbst in Zeiten weltwirtschaftlicher Unsicherheit.

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