Healthcare-Investments an den privaten Märkten in Zeiten globaler Veränderungen
Zusammenfassung
In der Vergangenheit haben sich Investitionen im Gesundheitssektor als robust erwiesen, und aufgrund langfristiger wachstumsfördernder Faktoren – von der Altersstruktur der Weltbevölkerung bis hin zu einem höheren Innovationstempo bei Therapien und Technologien – dürfte sich dieser Trend aus unserer Sicht fortsetzen. Doch zugleich ist der Gesundheitsbereich in den letzten Jahren verstärkt zu einem Schauplatz politischer Kontroversen geworden. In diesem Beitrag werden einige relevante Aspekte beleuchtet, die auch bei unserer Veranstaltung diskutiert wurden.
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1.In manchen Bereichen hat künstliche Intelligenz (KI) das Potenzial, den Fortschritt zu beschleunigen, doch Anleger sollten sich auch der Grenzen dieser Technologie bewusst sein.
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2.Aktuell reagiert die Branche auf geänderte politische Rahmenbedingungen für den Gesundheitssektor in den USA. Zugleich nimmt in China die Innovationskraft zu.
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3.Eine Diversifizierung über die verschiedenen Akteure und Regionen hinweg kann dazu beitragen, das Wachstumspotenzial zu sichern und zugleich die Risiken zu begrenzen.
Anfang Oktober veranstaltete Pictet in Mailand eine Diskussionsrunde mit Investoren und Unternehmern aus dem Gesundheitssektor zu Private-Market-Investitionen. Neben Belegen für die historisch hohen Renditen im Gesundheitsbereich und den langfristigen Faktoren, aufgrund derer wir auch in Zukunft mit einer guten Performance rechnen, stellten wir unseren Ansatz für Healthcare-Investments vor, bei dem Private-Equity-Anleger dank der Streuung über Unternehmen in verschiedenen Phasen möglichst umfassend profitieren können. In diesem Beitrag werden auch einige konkrete Themen beleuchtet, die für Investitionen im Gesundheitssektor heute relevant sind.
KI und Healthcare
Von KI sind nicht für alle Problemstellungen Lösungen zu erwarten. In manchen Bereichen, etwa bei der Mustererkennung in bildgebenden Verfahren oder der Optimierung klinischer Studien, hat sich ihr Einsatz bereits bewährt, doch die klinische Entwicklung liess sich bislang nicht nennenswert beschleunigen. Viele Methoden werden von der Branche schon seit Langem genutzt (z. B. Literature-Mining, also die Durchforstung der Literatur), aber dank KI konnten auch einige für die Arzneimittelforschung wichtige neue Erkenntnisse gewonnen werden, etwa zur Proteinfaltung. Auch die Datenverfügbarkeit spielt eine zunehmend wichtige Rolle. Dabei ist zu beachten, dass diese Ansätze den Durchsatz im Forschungsprozess zwar anfangs steigern können, die Zeit bis zur Markteinführung lässt sich damit jedoch nicht wesentlich verkürzen.
Entwicklungen in den USA
1. Innenpolitische Faktoren
Von der neuen Führungsspitze im Gesundheitsministerium war erwartet worden, dass sie die Regulierung der Branche durcheinanderbringen würde, doch es waren weder nennenswerte Verzögerungen noch Qualitätseinbussen bei den Zulassungsunterlagen zu verzeichnen. Bisher entspricht die Zulassungsquote der Food and Drug Administration derjenigen der Vorjahre. In bestimmten politisch sensiblen Bereichen, etwa bei Impfstoffen, sind die Risiken potenziell höher, doch diese Bereiche machen nur einen relativ kleinen Teil des Gesundheitssektors aus (und sind nicht Teil unserer Anlagestrategie). Bemühungen zur Senkung der Arzneimittelpreise zielen in erster Linie auf die Kosten für Zwischenhändler (z. B. Pharmacy Benefit Manager), da sie am stärksten zur Teuerung bei Medikamenten beitragen und dies voraussichtlich auch in Zukunft tun werden (siehe Grafik). Tatsächlich stiegen die Aktien mehrerer börsennotierter Arzneimittelhersteller, nachdem sie ihre Teilnahme an Präsident Trumps Direktvertriebsplattform zugesagt hatten, da diese theoretisch die Preise für Patienten senkt, ohne die Margen der Hersteller zu beeinträchtigen.
Quelle: IQVIA Institute, 2025. WAC steht für Wholesale Acquisition Cost, die Listenpreise von Herstellern für den Grosshandel. Zusatzkosten entsprechen der Differenz zwischen WAC und dem Nettoumsatz bei Arzneimitteln. Es ist nicht gesichert, dass die oben dargestellten Trends anhalten bzw. sich die Prognosen tatsächlich erfüllen.
2. Handelspolitik
Die Regierung Trump nutzt den Status der Meistbegünstigung und Zölle, um Pharmakonzerne dazu zu bewegen, ihre Produktion verstärkt zurück in die USA zu verlagern. Das wirft Fragen bezüglich der Kostenoptimierung auf (die Produktion in den USA ist kostspieliger als in den bisherigen Produktionsländern), was die langfristige Tragfähigkeit dieses Modells infrage stellt. Tatsächlich haben die meisten grossen Pharmakonzerne bereits Pläne für die Errichtung von Standorten in den USA angekündigt, sodass ihre Produkte mit niedrigeren Zöllen belegt werden. Zudem werden viele höherwertige Komponenten (z. B. für fortschrittliche Therapieformen) bereits in den USA hergestellt, während die Massenproduktion (etwa von pharmazeutischen Wirkstoffen) voraussichtlich weiterhin im Ausland stattfindet.
Die meisten Markenmedikamente (die mit einem Zollsatz von 100% belegt werden, sofern der Hersteller keine Produktionsstätte in den USA hat) werden bereits in den USA hergestellt...
Quelle: JPMorgan Research, 2025.
...doch Pharmaunternehmen haben ihre Produktion in den USA bereits proaktiv ausgebaut (und da selbst für Importe aus der EU ein Zollsatz von maximal 15% gilt, ist das Zollrisiko für den Pharmasektor gering).
Innovationskraft in China
Unterdessen hat China den Übergang von einem vorwiegend produzierenden Land hin zu mehr Innovation vollzogen. Zwar entstehen grundlegende Innovationen nach wie vor weitgehend in den USA, doch nach der klinischen Validierung ist es mittlerweile allgemein üblich, das Screening (etwa von Wirkstoffkandidaten oder neuen Technologien) in China durchzuführen. Daher ist auf dem chinesischen Biotech-Markt aktuell ein Anstieg des Transaktionsvolumens zu verzeichnen.
Auswirkungen auf Investitionen
Wenn diese Entwicklungen längerfristig anhalten, könnten manche von ihnen nachhaltige Folgen für die Branche haben. Insbesondere könnte die Innovationskraft der USA durch den Mangel an Forschungsgeldern geschwächt werden. Damit könnte sich für Europa eine Chance bieten, die eigenen Wettbewerbsvorteile auszubauen. Zugleich ist China offensichtlich bestrebt, sich als potenzieller Wettbewerber zu positionieren.
In dieser Phase des Wandels bietet sich durch Investitionen in Healthcare-Unternehmen über unterschiedliche Entwicklungsstadien und Profile hinweg die Möglichkeit, von positiven Trends zu profitieren und zugleich ein Portfolio mit einem ausgewogenen Verhältnis von Risiko und Rendite zu erhalten.
- So können Investitionen in Medtech-Unternehmen in späteren Entwicklungsstadien als Gegengewicht zum Engagement in besonders kapitalintensiven Bereichen dienen. Im Gegenzug profitieren Biotech-Investitionen von der potenziell hohen Wertschöpfung in der Vorumsatzphase; in der Pharmabranche können sich Fusionen und Übernahmen (M&A) positiv auswirken. Als nach wie vor wichtigste Ausstiegsoption für Biotech-Unternehmen tragen M&A dazu bei, die Abhängigkeit von den öffentlichen Märkten zu verringern.
- Dank der globalen Diversifizierung ist es zudem möglich, die vielversprechendsten Unternehmen unabhängig von ihrem Standort auszuwählen.